Dienstag, März 14, 2006

weich wie... watte? pudding?

ich bin ( zu?) weich.

stunden der selbstreflektion treiben mich um diese uhrzeit noch einmal aus dem bett - wo ich ohnehin keinen schlaf finde - und vor den computer. ich muss ja erst in 3 stunden wieder aufstehen...
zwei gründe:
zum einen ein gespräch mit meiner schwester, das erste nach 3 jahren, in dem sie meinte, zu weich ( alternativ: zu lieb, zu nett...) für diese welt zu sein. daraufhin ich: "ich auch". was sie mir nicht glauben wollte, sondern mir mit zweifelhaften argumenten einzureden versuchte, ich sei doch ein wahnsinnig selbstbewusster und starker mensch.
zum zweiten eine mail, ziemlich aggressiv, auf die ich dann - ich ärgere mich im nachhinein darüber, aber es wäre ja auch blöd, jetzt, nach mehreren stunden noch eine alternativantwort zu verfassen - nicht im aggressiven ton reagieren konnte, weil es nun mal nicht meine art ist.

meine selbst herangezüchtete art.

ich war nicht immer so.
ich weiß, im kindergarten war ich immer der bestimmertyp. ich habe kindern ihr spielzeug weggenommen, ich habe bestimmt ( oder zumindest entscheidend zur entscheidungsfindung beigetragen), was gespielt wird, ich habe andere mies behandelt.
in der grundschule habe ich mich mit den jungs geprügelt, wenn sie mir blöd gekommen sind. ich habe fast immer gewonnen und wenn nicht beim ersten mal, dann habe ich so lange revanche gefordert, bis ich irgendwann gewonnen hatte. ich habe außenseiter fertiggemacht. nicht immer ohne gewissensbisse, aber ich habe es getan.
ich bin zur christenlehre gegangen, um den christenlehrenlehrer zu ärgern, ihn herauszufordern. das gipfelte darin, dass er, ein absoluter gutmensch, mich einmal fast geschlagen hätte. danach ist er für mehrere jahre auf pilgerreise gegangen.
ich habe meiner sterbenskranken oma meine liebe verweigert, weil ich fand, sie hätte mir meine mutti gestohlen. weil wir wegen ihr nie in den urlaub fahren konnten und weil ich fast durchgedreht wäre ( ich glaube, ich bin es sogar), als sie mal einen anfall hatte, während meine eltern nicht zu hause waren und ich mich so hilflos gefühlt habe.
ich war das, was man gemeinhin als arschkind bezeichnet.
wann die verhaltenswende kam, kann ich gar nicht genau sagen. wahrscheinlich mit dem tod meiner oma.
ich wollte kein bestimmer mehr sein, ich ordnete mich unter. dachte, so würde ich gemocht. geliebt.
die erste liebe kam, die erste liebe ging. sagte "ich war am anfang so begeistert von deiner unendlichen liebe, deiner unendlichen zuversicht, dass alles gut würde". wurde es dann aber nicht. ich hatte mir angewöhnt, meine eigenen wünsche und vorstellungen völlig unterzuordnen. gleichzeitig gab ich aber alles, was ich an liebe hatte, weil ich glaubte, wenn ich nur genug liebte, immer weiter liebte und nie aufhörte, würde der mensch mich auch endlich lieben. er vermisste irgendwann initiative. und ich hatte mich leergeliebt. da war nichts mehr.
ein neuer mensch kam und der sollte dann die klaffende lücke füllen. das wurde nie artikuliert, stand aber immer im raum. der andere mensch war aber auch leer und erwartete das gleiche von mir. und so schrien wir uns an mit schweigen und verletzten die ohnehin geschundenen seelen.
wieder kam ein neuer mensch. überschüttete mich unerwartet mit grenzenloser liebe. ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, war ich doch so leer. und wurde im handumdrehen wieder zum arschkind. konnte die chance nicht ergreifen, war schlichtweg erschlagen. ich schickte diesen menschen später weg. er weinte und ich habe ihm seine tränen nicht geglaubt.
diese demutshaltung, die ich daraufhin wieder annahm - wofür? der glauben, nur dadurch könne ich zu einem inneren gleichgewicht finden - illusion. ich werde von nichtigkeiten völlig aus der bahn geworfen und statt zu schreien, schreit es nur in mir. ich nehme es lieber in kauf, tiefe narben davonzutragen anstatt andere oberflächlich zu kratzen. eins will ich nie wieder: ein arschlochkind sein.
es muss doch aber einen mittelweg geben.
doch wo ist der???

2 Kommentare:

Juansi hat gesagt…

Hallo Scayla, bin via Else Buschheuer und Johanna in Deinen Blog gestolpert und beeindruckt von der Wortfülle und Deinen Überlegungen und Einsichten. Bist Du wirklich 20? Und Du bist also die geheimnisvolle Käuferin des blutigen Elefanten. Wie lebt es sich denn so damit? Werde bestimmt noch öfter hier vorbeikommen.
Herzlichst Juansi

sebastianne hat gesagt…

vielen dank!

der elefant steht noch zweigeteilt in meinem zimmer in dresden, weil es erst noch renoviert werden muss. wegen seiner größe stehen auch noch diverse möbelrückaktionen an... und ich scheine die letzte zu sein, die ihn noch mag. das dafür aber um so mehr!