Donnerstag, März 16, 2006

kommunikation

der mensch findet sich ja immer so toll, weil er wahnsinnig viele arten der kommunikation beherrscht. sprache als das herausragende kriterium, das ihn vom tier unterscheidet. nur stellt er sich damit zuweilen doch ganz schön blöd an...

stichwort: direkte kommunikation.

wir haben so einen großen wortschatz ( der aktive wortschatz eines studenten liegt, wenn ich mich richtig erinnere, bei 10.000 wörtern!), da sollte es doch kein problem sein, das, was man sagen will, adäquat zu artikulieren. es müsste doch möglich sein, die eigene befindlichkeit, wünsche, kritik, fragen etc. konkret und eindeutig zu beschreiben. der kommunikationspartner wüsste sofort, was gemeint ist und könnte angemessen reagieren.
theoretisch.
die praxis sieht allerdings oft so aus, dass kritik oft als bewusste verletzung des gegenübers geäußert wird; dass wünsche so verschwommen formuliert werden, dass es dem gegenüber unmöglich ist, sie als solche wahrzunehmen; dass fragen als anklagen daher kommen.
was ist der sinn?
will man sich die option offen halten, bei misserfolgen sagen zu können "ICH habe dir das doch gesagt! DU bist bloß nicht sensibel genug, mich zu verstehen!" ? es scheint doch manchmal so...
man sollte doch viel verantwortungsvoller mit der gabe der sprache umgehen. eins der vielen dinge, die ich in dem jahr auf der johannishöhe gelernt habe. ein beispiel:

ich hatte das gefühl, dass etwas nicht glatt läuft, wurde immer unzufriedener, konnte aber die unzufriedenheit nicht äußern als sie noch klein war, sondern fraß alles in mich hinein. so wuchs sie von tag zu tag. irgendwann war das fass dann voll und ich konnte nur noch sagen: "ich bin frustriert!". die eigentliche bedeutung von "frustriert" ist nun aber "hoffnungslos. klärung nicht möglich.". als junger, mediengeprägter mensch verwendet man frustriert allerdings deutlich öfter und schon beim kleinsten gefühl der unzufriedenheit, zum beispiel: "ich habe die matheaufgabe nicht lösen können - das hat mich völlig frustriert!". als die johannishöhenbewohner - allesamt kommunikationstrainer - meine aussage hörten, dachten sie, die situation sei hoffnungslos und eine beendigung des arbeitsverhältnisses für beide seiten die beste lösung. von meiner seite war sie das aber gar nicht, ich wollte eigentlich sagen "ich bin unglücklich, lasst uns mal drüber reden", wusste nicht, dass das wort frustration das höchstmaß an unzufriedenheit impliziert. so haben wir klassisch aneinander vorbeigeredet. glücklicherweise konnte das wenig später geklärt werden, als sie mich richtiggehend dazu zwangen, meine unzufriedenheit mit anderen worten als "frust" zu beschreiben. das hätten wir auch einfacher haben können.

nun ist der mensch an sich nicht unbedingt unkompliziert und wenn es zu einem zusammentreffen zweier menschen kommt, erschwert das die sache oft erheblich. vielleicht hat das seine gründe...
aber wieviele freundschaften hätten intakt bleiben können, wieviele beziehungen gerettet, hätte man sich bemüht, direkt, gewalt- und vorwurfsfrei miteinander zu reden.

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